Nagold / Mötzingen (k-w). Die bedeutendste Ikonen-Sammlung Deutschlands ist vom 13. August bis 7. Oktober 2012 in der Nagolder Friedenskirche zu sehen. Auf Einladung der Arbeitsgemeinschaft christlicher Kirchen (ACK) öffnen Professor Dr. h.c. Reiner und Uta Niethammer aus Mötzingen mit dieser Ausstellung ikonographischer antiker Kunst erstmals seit 30 Jahren wieder ihre sehr umfangreiche Privatsammlung für die Besucher der Landesgartenschau. Die Einzelstücke haben einen unschätzbaren Wert. Größte Einzelikone ist das »Jüngste Gericht« aus der Moskauer Schule um 1720 mit stattlichen 1,90 Meter Höhe.
Die Wachsende Kirche auf der Landesgartenschau hat es den Eigentümern dieser Kunstschätze besonders angetan. Deshalb entschlossen sich Uta und Reiner Niethammer spontan dazu, das Gemeinschaftswerk der christlichen Gemeinden passend zum dritten Themenblock »Glauben« mit ihrer einmaligen Sammlung zu bereichern. Sie haben über viele Jahrzehnte teils klassische, aber auch höchst ungewöhnliche und seltene Symbole des Glaubens zusammengetragen. Professor Niethammer, der einige Jahre in Russland arbeitete und zusammen mit seiner Frau einen regen Kunsthandel betrieb, gilt als profunder Kenner der Ikonen-Malerei, die Gottes Wort in Bilder fasste.
Die Auswahl an seltenen und faszinierenden Exponaten umfasst 65 christlich-orthodoxe Tafeln, die teilweise im Original zu sehen sind, und über 60 Metall-Ikonen. Die Motive zeigen unter anderem Gottesbilder, Szenen aus dem Leben Jesu, Darstellungen aus Lithurgie, Hymnen und Theologie sowie Heilige, Vorväter und Engel. Besondere Symbolkraft strahlen dabei die bedeutenden Gnadenbilder der Jungfrau Maria aus. Beeindruckend sind auch die Staurothek-Ikonen, in die Metallbilder eingefügt sind, die den Gläubigen auf seinen Reisen begleiten. Wie nahe sich die verschiedenen Religionen oft sind, beweist allein die Tatsache, dass sowohl im Buddhismus als auch im christlichen Glauben Metall-Ikonen gefragt sind.
»Wir wollen mit unserem Querschnitt die Vielfalt der religiösen Darstellungen aufzeigen«, sagt Reiner Niethammer, der in seinem fünffach aufgelegten Begleitkatalog jede Ikone bis ins Detail beschreibt. Ikonen sind Symbolbilder des Glaubens, die viele Kulturen bis heute bereichern. Uta und Reiner Niethammer zeigen deshalb nicht nur russische und griechische Ikonenmalereien, sondern auch Teppichikonen aus Tibet und Indien sowie muslimische Symbole. Zu den besonders ausgefallenen Exponaten gehören die Schmuckstücke einer turkmenischen Prinzessin, die den Wunsch verkörperten, möglichst viele Söhne zu gebären. Eine besonders schöne Malerei entstand mit der »wundertätigen Gottesmutter« ab 1470, zur Zeit Iwan des Schrecklichen.