Blumen sind Zeichen der Freude über Gottes Schöpfung – gerade dort, wo sich Menschen zum Gebet treffen. In der Nagolder Stadtkirche ist diese Freude während der Landesgartenschau 2012 besonders ausgeprägt. Fleißige Hände haben aus der im neugotischen Stil errichteten altchristlichen Basilika eine Blumenkirche geschaffen, die einzigartig in Deutschland ist.
Möglich gemacht hat das ein sehr seltener Baustil in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts: Damals haben die Planer die Johanneskirche mit zwei 18 Meter langen Innenrabatten ausgestattet, die entlang der Außenwände der Entlüftung dienten. Das hat es nur zweimal in Deutschland gegeben. Daraus ist die Idee einer Blumenkirche entstanden. Statt der Steine wurden Blumenbeete angelegt, die nun – entsprechend den thematischen Phasen des Engagements der Kirchen auf der Landesgartenschau – jeweils in den passenden Farben angelegt werden. Die Gläubigen sitzen während der Gottesdienste in einem farbenfrohen Predigtgarten, der bis in den Oktober hinein zum Staunen über die Pracht der Schöpfung einlädt.
Die Bepflanzung der Blumenbeete wird in den wechselnden Farben Gelb, Rot, Violett und Bunt gehalten, die für die Schöpfung, das Leben, den Glauben und das Miteinander stehen. Das sind auch die Themen, mit denen sich die Arbeitsgemeinschaft christlicher Kirchen in Nagold auf der Landesgartenschau auseinandersetzt. »So dürfen wir ständig über die Größe Gottes in den kleinen Dingen des Lebens staunen«, sagt der evangelische Dekan Ralf Albrecht. Dieses Staunen über die blumigen Wunder der Natur setzt sich in der Wachsenden Kirche auf dem Gartenschaugelände fort.
Die Blumenkirche in Stadtzentrum steht wie die Wachsende Kirche im direkten Einklang mit dem Gartenschauthema »Grüne Urbanität«. Für Dekan Albrecht ist die Stadtkirche deshalb ebenso zu einem eindrucksvollen Botschafter des christlichen Glaubens in der Gartenschau-Stadt geworden.
Ein Besuch der Blumenkirche lohnt sich übrigens auch, weil die von Theodor Wilhelm Landauer im Stil einer Kathedrale erbaute Kirche die größte Orgel zwischen Tübingen und Straßburg mit 52 Registern und drei Orgelpositiven beherbergt sowie den Passionszyklus von Andreas Felger im Original und einen Gebetsleuchter, dessen Kerzen eine Weltkugel symbolisieren. »Unser Gesamtkunstwerk«, sagt Dekan Albrecht stolz, »soll auch die Herzen der Menschen weit öffnen, die vielleicht zum ersten Mal seit langer Zeit wieder ein kirchliches Gebäude betreten.«