Nagold (k-w). Als einen energiegeladenen Ort haben schon die Kelten lange vor Christi Geburt den Krautbühl in Nagold erkannt. Nicht umsonst ließ sich hier ein vornehmer Fürst, der auf dem Schlossberg residiere, einen Grabhügel aufschütten. Mit der Wachsenden Kirche hat der runde Keltenhügel in unmittelbarer Nähe einen kreisförmigen Gegenpol erhalten – vom Planer dieses grünen Gotteshauses aus Lindenbäumen und Weidenhecken ganz bewusst so gewollt.
Im Dialogforum »Unter den Linden« eröffnete der renommierte Landschaftsarchitekt Professor Jörg Stötzer einem staunenden Zuhörerkreis, dass er die Uferlandschaft am Zusammenfluss von Nagold und Waldach von Anfang als einen Ort der friedvollen Begegnung erlebte, an dem Spiritualität und Energie vorherrschen. Dabei galt der »Bauplatz« mit seinem störenden Regenrückhaltebecken, auf dem die Wachsende Kirche errichtet wurde, eigentlich als „Unort“ des Gartenschaugeländes. Doch Stötzer erkannte, dass die Aufschüttung des Baugrundes um einen halben Meter die eigentliche Chance für das ökumenische Projekt der Arbeitsgemeinschaft christlicher Kirchen sein würde.
Jetzt hebt sich die grüne Kathedrale wohlwollend von ihrer blühenden Umgebung ab und reckt sich noch eindrucksvoller gen Himmel. Dazu hätten viele Mitstreiter im ökumenischen Bürgerprojekt ihren Beitrag geleistet, betonte Stötzer. Das Faszinierende an der Wachsenden Kirche sei, dass die Idee von so vielen Menschen mitgetragen werde.
Auch die kreisförmige Anordnung der zweimal 12 Lindenbäume, die einen Wandelgang der 12 Apostel im Grünen bilden, ist bewusst gewählt, verriet Stötzer seinem Interviewpartner Dekan Ralf Albrecht. Konfessionell unterschiedliche Denkweise würden sich im Sinne der Ökumene doch in einem runden Raum viel besser zusammenführen lassen. Das aufstrebende Wachstum gen Himmel symbolisiere darüber hinaus, dass der Mensch nur Gast auf der Erde ist und sich gegenüber der gewaltigen Natur in Bescheidenheit üben sollte.
Zufriedenheit und Ruhe werden die Menschen auch noch lange nach der Landesgartenschau an diesem besonderen Ort des Gebets spüren, waren sich Stötzer und Albrecht einig. Orte der Erinnerungen halten Menschen stabil – auch die Wachsende Kirche soll so ein Ort der Erinnerung sein, aus dem sich innerer Friede und Kraft für den Alltag schöpfen lassen.