Noch zwei Wochen – und die Landesgartenschau öffnet ihre Türen. Mit dabei in über 600 Veranstaltungen: die Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen. Der Schwarzwälder Bote hat beim Vorsitzenden der Steuerungsgruppe, Dekan Ralf Albrecht, nachgefragt und am vergangenen Samstag ein Interview veröffentlicht.
Ein Jahrhundertereignis beschäftigt Stadt und Region. Wie spüren das die Kirchen? Wie spüren Sie das selbst?
Zunächst einmal spüre ich in mir vor allem eine riesigen Vorfreude. Viele, viele hunderttausend Menschen werden in dieser Zeit Nagold noch schöner machen. Mit ihrer Neugier. Mit ihrem Interesse an unserer Landesgartenschau und an unserer Stadt. Und sie werden zu dieser Schau auch alles mitbringen, was sie sonst im Leben beschäftigt. Wir als Kirchen sind dazu da, ihnen eine Begegnung mit Gott in seiner großartigen Schöpfung möglichst leicht zu machen. Und dass es bald losgeht, das löst in mir auch mehr und mehr das Gartenschaufieber aus. Äußerlich ist das übrigens zu messen an ständig sich erhöhender Anzahl von nachfragenden Telefonaten und Emails zum Auftritt der Kirchen auf der Landesgartenschau.
Der Auftritt der Kirchen hat ja sehr viel Resonanz gefunden, schon im Vorfeld der Schau. Wie sind Sie zufrieden mit den Vorbereitungen und der Installation?
Wir sind überwältigt. Bis Hamburg wurde unsere Installation schon im Vorfeld medial begleitet. Es ist aber auch ein einzigartiges Projekt, solch ein grünes Gotteshaus. Und ich freue mich, dass auch der kongeniale, wettergeschützte Partnerstandort im Untergeschoss der Friedenskirche mit seinen wertvollen Ausstellungen etwa zu Sieger Köder und zum Pilgern so viele hochwertige Aussteller angezogen hat. Und vor Ort wollen viele mitarbeiten – wir sind derzeit samstags immer von 9 bis 13 Uhr auf dem Markt in Nagold am Alten Turm, dort gibt es Infos zur Mitarbeit und die Möglichkeit, sich in die Mitarbeitslisten einzutragen. Denn weiter brauchen wir sehr viele Leute!
Lohnt es sich aus Ihrer Sicht, heutzutage so viel Geld in die Hand zu nehmen, gerade als Kirche, damit Menschen bei einer Landesgartenschau auch einer Wachsenden Kirche begegnen? Könnte man damit nicht viel Sinnvolleres tun?
Selbstverständlich gibt es jederzeit die Möglichkeit, mit viel Geld auch sehr viel sinnvolles anderes zu tun. Dafür ist die Not direkt im Umfeld und weltweit viel zu groß. Die Frage ist nur: Welche Chance haben wir außerdem in diesem Jahr einmalig hier vor Ort? Und da haben wir für uns geantwortet: eine nicht wiederkehrende, einmalige Chance. Abertausende Leute aus Baden-Württemberg werden in diesen Monaten Kirche als einen Raum erleben, in dem man einander gerne und Gott auf vielerlei Weise begegnen kann. Gottesbegegnungen sind in unserem Leben einzigartige lebenslange Augenblicke. Die kann man nicht machen, aber die kann man erleben. Und wir wollen ermöglichen, dass dies geschieht.
Nun heißt Ihre Installation »Wachsende Kirche« – ist das nicht anmaßend? Kirche schrumpft doch.
Da reden wir auch keinen Moment um den heißen Brei herum. Die großen Kirchen verlieren Mitglieder, und die Gründe sind vielfältig. Aber eines ist doch wahr: Um so wichtiger ist es, sich als verschiedene Kirchen gemeinsam auf den Weg zu machen, um auf die Menschen zu zugehen und ihnen Jesus Christus nahezubringen. Das fordern ja zurecht alle. Und noch eines: Ob Kirche wächst, das misst sich nicht allein an der Frage der Zahlen. Das wird mir an unserer Wachsenden Kirche deutlich. Sicher ist es imposant, 24 Bäume im Rund mit 22 Meter Durchmesser zu pflanzen. Aber das größere Geheimnis der Wachsenden Kirche sind die Bäume und der Weidenzaun selbst. Die wachsen weiter. Ganz langsam, ganz unsichtbar und doch auf Dauer auch sehr wohl nachvollziehbar. So wächst Kirche.
Worauf freuen Sie persönlich sich im Landesgartenschaujahr ganz besonders?
Da reicht der ganze Platz der heutigen Schwaboausgabe nicht aus. Vielleicht nur zwei Beispiele: Zum einen, dass wir auch mit unserer Stadtkirche ein Stück der Landesgartenschau werden. Blumenbeete im Inneren einer Kirche, das hat es noch nicht gegeben. So weist eine Kathedrale doppelt auf den Schöpfer hin: mit der äußeren Gestalt der Blumen und der inneren Gestalt des Kirchenraums zur Gottesbegegnung. Und zum anderen die Dialogforen »Unter den Linden«. Mit bekannten Leuten eine Stunde über Gott und die Welt zu sprechen. Da wird in unserer Wachsenden Kirche eine besondere Atmosphäre entstehen.
Und zum Abschluss – noch ein Wunsch an alle Nagolder für diese Landesgartenschau.
Den habe ich im Prinzip schon im Jahr 2009 beim Startschuss in der Stadthalle formuliert – und kann ihn nur wiederholen: Sicher werden wir noch oft diskutieren, über Treppen und über Bäume. Aber lassen Sie uns das als Gemeinwesen tun. Nicht als Wesen, deren gemeine Wesenseigenschaften zu Tage treten. Sondern als Gemeinschaftswesen. Dass dies so wird: dazu brauchen wir Gottes Segen. Gottes Segen bei der Äußerlichkeiten: beim Bewahren vor Unfall, beim Glück für das ganze Projekt in seiner wirtschaftlichen, schöpferischen, kulturellen, touristischen, religiösen Dimension. Zu den Diskussionen ist es gekommen, möge es auch von April bis Oktober 2012 bei der Schau so weiter zum gemeinschaftlichen Wesen kommen.